03.02.2014 - Theater für mehr Toleranz
(RN Lünen) Junge Akteure setzten in der Geschwister-Scholl-Gesamtschule ein Zeichen gegen Rassismus
Manche kennen keine Vorurteile oder Rassismus, andere schon. Junge Menschen aus Bochum - teils mit heller, teils mit dunkler Hautfarbe, viele von ihnen mit afrikanischen Wurzeln - haben am Samstag in der GeschwisterScholl-Gesamtschule (GSG) mit einem Jugendtheaterprojekt für mehr Toleranz, Respekt und Verständnis geworben. Und dabei ein Zeichen gegen Rassismus gesetzt.
113 Akteure zwischen elf und 28 Jahren standen auf der Bühne der mit rund 150 Gästen gefüllten Aula. Zum Bühnenbild zählten ein schwarzer Vorhang und wenige Requisiten. Ein mit Kleidung gefüllter Koffer symbolisierte etwa die Suche nach Heimat. „Heimat ist kein Ort, Heimat ist ein Gefühl", sagte ein Darsteller und suchte mit weiteren Akteuren in der Aula seine Heimat. Im Hintergrund erklang die Melodie des Grönemeyer-Liedes „Tief im Westen". Die Gäste schmunzelten. Dann wurde es still, als es um das Thema „Ob ich anders bin" ging.
Zu den 14 Szenen, die auch persönliche Erfahrungen der Akteure widerspiegelten, gehörte die satirische Collage „Dreimal Behörde, bitte!". Sie spielte in einer Amtsstube und handelte von den Schwierigkeiten, Personalausweis, Visum und Arbeitserlaubnis zu beantragen. Hierbei schlüpften Jugendliche in die Rolle oberlehrerhaft wirkender schnippischer Beamter. Ihr Fazit: „Deutsches Land, schweres Land!"
Vorurteile und Klischees - wie etwa die Meinung, dass in Afrika alle Menschen in Hütten leben würden - griffen die Akteure facettenreich auf. Auch ernste Themen wie Fluchtwege und Tod wurden szenisch perfekt umgesetzt. Höhepunkt war die SchlussSequenz „Am Rande Europas", in deren Verlauf die Jugendlichen mit PlastikStacheldraht umwickelt wurden und emotional auf die Flüchtlingsproblematik aufmerksam machten.
Tränen der Rührung
Nach dem mit viel Beifall bedachten Stück kamen Darsteller und Publikum ins Gespräch. Es flossen Tränen der Rührung. Emotionen entluden sich bei einigen Akteuren - und auch die Gäste schie
nen ergriffen. „Das Thema Vorurteile und Rassismus ist mal latenter, mal expliziter, übergreifend kennen es alle", sagte Davina Donaldson, die zusammen mit Danny Friedrich das Jugendtheaterprojekt für den Bochumer Verein „Deutsch-Afrika Ruhr Forum" (DARF) leitete. „Ich war sehr gerührt und fand es sehr schön, dass ihr auch aus euch herausgekommen seid. Ich bewundere euren Mut", lobte Sevgi Kahraman-Brust, Regionalvertreterin des Projektes „Schule ohne Rassismus", die Jugendlichen.
Ermöglicht wurde die Aufführung in Lünen in Zusammenarbeit mit der Lüner Initiative gegen globale Armut (Liga) sowie dem Arbeitskreis Flüchtlinge in Lünen [mehr].
Volker Beuckelmann