(RN Lünen) Apartheid-Gegner Denis Goldberg redet vor Schülern in der Aula der Gesamtschule

 

Dem 79-jährigen Mann aus Südafrika fällt es nicht mehr besonders leicht, die Stufen auf die Bühne hinaufzugehen. Denis Goldberg könnte jetzt auch im sonnigen Kapstadt sitzen und nicht im grellen Licht der Aula der Geschwister-Scholl-Gesamtschule. Aber er möchte den rund 300 Schülern der Gesamtschule und des Stein-Gymnasiums etwas sagen.
Er wird ihnen etwas über die Apartheid in seinem Land erzählen und wie er mit Nelson Mandela in den bewaffneten Kampf gegen die Apartheid in Südafrika zog. Schon zum dritten Mal ist er in Lünen. Er las er aus seiner Autobiographie „Der Auftrag".
Seine Biographie ist beeindruckend. 22 Jahre saß er als Mitglied des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) im Gefängnis. In all den Jahren sah er kaum seine Familie, ernährte sich von trockenem Maisbrei, fror in Gefängnishöfen bis er unterschrieb, dass er dem bewaffneten Kampf abschwor und wurde freigelassen. In London schloss er sich gleich wieder dem ANC an, bis schließlich 1994 die Apartheid in Südafrika endete. Den Schülern erzählt er, dass ihn seine Lehrerin ins Gefängnis gebracht habe.
Doch bevor Goldberg in fließendem Deutsch zu reden beginnt, sitzt er in der ersten Reihe und wartet wie die Schüler. Manche gucken ein wenig müde, es ist fast halb drei, ein langer Schultag liegt hinter ihnen. Zunächst zeigt Lehrer und Organisator Uli Scholz einen Film über eine Theateraufführung der Gesamtschule, in der es um die weltweite Armut geht.
Als er bald darauf auf der Bühne sitzt, nimmt Goldberg den Film zum Anlass die Lüner Schüler direkt anzusprechen. „Viele Kinder sterben wegen Armut. Was macht es aus uns als Menschen, wenn wir das zulassen?", fragt er. „Ihr müsst es schaffen, die Politiker zu zwingen, die Armut abzuschaffen."
Weil so viele Kinder auch in Südafrika starben, sei er in den bewaffneten Kampf gezogen. Dass er sich nicht mit Vorurteilen abfinden konnte, verdanke er seiner Lehrerin. „Fräulein Cook hieß die. Eines Tages hatte ihr jemand die Uhr gestohlen", erzählt Goldberg. „Wir verdächtigten einen Mitschüler, der eine Hasenscharte hatte. Weil er anders war."

Prägendes Erlebnis

Ihm sei damals klar geworden, wie ungerecht das war. Ein prägendes Erlebnis, an das er sich erinnerte, als er im Gefängnis saß. „Ich danke meiner Lehrerin dafür, dass sie mich ins Gefängnis gebracht hat", sagt er. Dabei schmunzelt er, die Schüler lachen. „Der Kampf gegen Ungerechtigkeit ist nicht nur meine Aufgabe", sagt Goldberg am Ende ernst. „Es ist eine Aufgabe für jedermann".
Gegen 15.50 Uhr gucken manche Schüler noch müder. Aber nicht alle. „Dass er seinen Humor nicht verloren hat!", „Dass er so sehr für seine Ideale gelebt hat!", sagen Lena (14) und Hasan (17) mit leuchtenden Augen auf die Frage, was sie beeindruckt hat. Nicht nur bei ihnen hatte Goldberg Erfolg.
Volker Petersen

 

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