Politische Revue für die Oberstufe der GSG
„Wir wollten die Welt verändern – doch die Welt hat uns verändert.“
Eine politische Revue für die Oberstufen der Geschwister-Scholl-Gesamtschule und des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums
Das hatte Lünen noch nicht gesehen: Rund 170 Schülerinnen und Schüler der Literatur-, Deutsch- und Musikkurse der Oberstufen der Geschwister-Scholl-Gesamtschule und des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums lauschten mit etlichen anderen Besuchern in der vollbesetzten Scharoun-Aula der biografischen Revue über das bewegte Leben des Liederdichters Robert Gilbert.
Die Spatzen pfiffen seine Lieder in den Zwanziger und frühen Dreißiger Jahren von den Dächern. Seine Liedzeilen haben sich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt:'Am Sonntag will mein Süßer mit mir segeln gehn', 'Das gibt's nur einmal, das kommt nicht wieder' oder 'Ein Freund, ein guter Freund' aus dem Film 'Die drei von der Tankstelle'. Doch dann war plötzlich die Straße frei für die Nazis und 'gesperrt für unsereiner' - wie er später schrieb. Seine jüdische Abstammung und seine politische Einstellung war den Nationalsozialisten verhasst und so ging er im April 1933 nach Österreich und nach 1938 in die USA. Als er 1949 nach Deutschland zurückkehrte, erwachte das Interesse an seinen Schlagern, besonders am 'Weißen Röss'l', das schon 1930 ein Riesenerfolg war und in den Fünfzigern und Sechzigern (u.a. mit Peter Alexander) etliche filmische Reprisen erlebte. GSG-Schulleiter Christian Gröne: „Besonders die politische Seite des Schlagerdichters macht die von Flucht und Migration geprägte Biografie für die Schülerinnen und Schüler nachvollziehbar.“ Seine Briefe, Gedichte und Liedzeilen gegen den Faschismus, den Militarismus und den Kapitalismus der 20er/30er Jahre wurden im typischen berlinerischen Tonfall gekonnt vom Chor „Die letzten Heuler“ und den beiden Schauspieler Barbara Blümel und Michael Kamp vorgetragen. Der Musicaldarsteller Holger Woltering trat als charmanter Gesangssolist mit gewissem Glamourfaktor in Erscheinung. Chorleiter und Komponist Reinhard Fehling sang den anrührenden 'Abschied von Berlin', den Gilbert 1933 nehmen musste und seine düstere Prophezeiung, dass sein geliebtes Berlin dereinst ein 'wirrer Haufen Stein' sein würde. Fehlings Kompositionen prägten den 2. Teil des Programms und fügten dem wilden und erfolgreichen Gilbert die Facette des von der Veränderung der Welt in den 50er bis 70er Jahren Enttäuschten hinzu. Sein Fazit: 'Es geht auf keine Kuhhaut, was die Menschen mit den Menschen machen'. Das Publikum verfolgte gebannt den Abend bis zu seinem stillen Abklang. Tosender Applaus würdigte die Leistungen des Chores, der Solisten, Musiker und Schauspieler.